Morgens wurde ich zu Fuß abgeholt, um in der Agentur die fürs Rafting nötigen Sachen anzuprobieren: Sneakers, Neoprenanzug, Helm. Hier waren auch die Leute fürs Canyoning, die um die gleiche Uhrzeit losfuhren. Wenn ich hier länger gewesen wäre, würde ich natürlich auch noch das Canyoning machen, aber ich musste ja jetzt einen Zahn zulegen. Das war übrigens nach meinem Unfall in Nicaragua die erste Outdoor Aktion. Wir fuhren einen wunderschönen Weg über den Fluss zu der Einstiegsstelle. Neben mir saßen kräftige englische Jungs. Die waren aber in einem anderen Boot. Zunächst gab es an Land Trockenübungen, wie man sehen kann, war ich sehr konzentriert dabei und hab das ernst genommen.
Die Stromschnelle war drei bis vier, also schwer bis sehr schwer (habe ich gerade nochmal geprüft).
Nach circa 7-10 min lustigem Fun ist folgendes passiert. Ich habe das direkt danach, als wir zurück kamen, aufgenommen:
Gern hätte ich ein Bild davon gemalt. Es hat mich ziemlich mitgenommen, es war einfach etwas krass auf diesem Fels mitten in der stärksten Strömung zu stehen und den wenigen Platz gegen die Wassermassen zu behaupten. Eigentlich ein klar verlorener Kampf. Das Wasser ist erbarmungslos, aber trotzdem war die Strömung nicht gleichbleibend stark und das hat uns gerettet. Ich hatte wirklich aufgegeben und dann kam eine kleine Strömungspause, Gottes Hand hat geholfen und das Boot war umgedreht. Ich weiß wirklich nicht, wie wir das geschafft haben und schaue bis heute wundernd zurück. Dann hinter her springen, gut, dass ich das so oft gemacht habe, dass ich da gar keine Hemmungen hatte. In diese Strömung rein springen, das ist, wie in einen wilden Wasserfall zu springen, ohne zu wissen, welche Felsen und Steine neben, über oder unter einem sind. Aber ich hatte Glück. Da war kein Fels, aber ich spürte unter meinen Füßen, einen und noch einen Stein. Und hob meine Füße. Das Boot war erstmal über mir, kurze Panik, ich hatte zusätzlich noch eine Schnappatmung und versuchte meine Atmung zu vertiefen und meinen Kopf über der Strömung zu halten, um nicht zu ertrinken. Klar, schwappte das Wasser von allen Seiten über mich drüber. Und ich hatte das Boot neben mir, was mich unheimlich beruhigte. Plötzlich war da der Guide auf der Unterseite des Bootes und lupfte mich und eine andere auf das Boot hoch. Wir krallten uns an die Vertiefungen, bis wir uns auf der Seite des Flusses in Sicherheit brachten. Es fehlte noch ein Mädchen, das die Paddel hatte. Sie erreichte das Boot nicht, hat die Paddel fallen gelassen und musste selber an die Seite schwimmen. Sie war ziemlich blass. Ihr Freund und der Freund der anderen hatten ja gleich das andere Boot erreicht. Als wir alle wieder vollzählig an Bord waren, sah ich, dass der eine sehr blass war und zitterte. Er hatte einen Schock und deutlich Unterzucker. Wir hatten zunächst nur noch zwei Paddel, die Jungs mussten paddeln, dann wurde noch ein Paddel vom anderen Boot mir in die Hand gedrückt und dann kam erst die richtige Arbeit, das Boot zu viert zu lenken und sicher ans Ende dieser Abenteuerfahrt zu bringen. Das eine Mädel hatte sehr viel Spaß, wusste aber nicht, dass das hätte ganz anders enden können. Ich versuchte mich zu entspannen, war aber eigentlich nur konzentriert und der Spaßfaktor war gedämpft. Später beim Essen unterhielt ich mich mit dem Guide und er bedankte sich sehr für meine professionelle Hilfe und Reaktion, ohne die eine Weiterfahrt nicht möglich gewesen wäre. Was wäre die Alternative? Ins Wasser ohne Boot zu springen und auf die anderen Boote zu verteilen.
Aber alles ist gut gegangen, niemand wurde verletzt. Am Nachmittag war ich mit den drei starken Jungs, hier Mal ein Bild von denen
und einem netten Pärchen oben bei den Schaukeln über Baños, ein kleines Paradies.
Dort traf ich als erstes auf die ältere Frau von den Galapagos Inseln, die ich mehrmals mit ihrer Freundin aus Mallorca getroffen hatte. Sie war ja immer mit exotischen Klamotten und Auftreten sehr aufgefallen. Endlich sollte ich erfahren, in welcher Beziehung sie mit der alternativen, jüngeren Frau aus Mallorca hatte, Marina. Sie war froh, mir ihr Herz ausschütten zu können. Sie kenne sie eigentlich nur über andere Bekannte und sie wollten sich mal seit Jahren treffen, und als sie eine Kreuzfahrt auf den Galapagos Inseln für zwei für den Preis von einer erhielt, fragte sie, ob sie Lust hätte mitzukommen. Sie erwies sich als faul, unordentlich und chaotisch. Mehrmals lieh sie Marina Hunderte von Dollar aus. Da sie eine Familie in Mindo in Ecuador hat, hat sie Marina dorthin eingeladen. Die flippige Frau erfuhr von gemeinsamen Bekannten, dass Marina ihren Mann ständig anlüge, immer sagt, sie habe kein Geld und das, was sie von der Londonerin bekam, hat sie auch für andere Dinge verbraten, und sie kümmere sich auch nicht um ihre Kinder. Nach psychisch kranken, langen Nachrichten mit lächerlichen Einschränkungen zu ihrem Besuch bei der Familie von Marina, beschloss die Londonerin sie nicht zu besuchen-natürlich würde sie das Geld, insgesamt 2000 Dollar nie wieder sehen ...
Ich musste sie unterbrechen, denn ich hatte nur eine Stunde Zeit mir alles anzuschauen-wegen der Öffnungszeiten. Solche spannenden Geschichten. Ich habe öfter über diese beiden nachgedacht und schwupps begegnet mir diese Frau und erzählt mir alles.
Also hier die Schaukeln, Seilrutsche, Blumen...
Ich konnte mich sichtlich entspannen nach dieser Rafting-Action.
Und die Stadt Baños
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