Morgens in Corcovado musste ich wieder früh aufstehen, das Boot ging um sieben. Das waren die beiden gleichen Kapitäne des Bootes wie auf der Hinfahrt und sie kannten noch meinen Namen. Ich verpasste vor lauter Gepäck mich von Carles zu verabschieden. Das Boot setzte schon ab und mir liefen die Tränen über die Backen, hatte ich doch diesen Ort so schön gefunden. Katha, Nathalie und ich fuhren zusammen bis nach Palmar Norte. Da war ja mein Monogramm!
Da war ja wieder der Taxi Fahrer mit seiner 90-jährigen Mutter-Geschichte. Diesmal gab es aber einen Bus nach Palmar Norte, und um 10 Uhr einen Bus nach San José. Nathalie fuhr nach Jacó, wir kauften uns ein Ticket. Ich fragte die Frau am Schalter, ob es der Bus nach Cartago sei, der da gerade stehe. Nein, sagte sie. Dieser Bus stand da noch zehn Minuten länger. Um zehn kam kein anderer Bus und ich fragte die Straßenverkäuferin mit ihrem süßen Gebäck, ob unser Bus gleich käme. Ne, der ist doch gerade weg gefahren. Waaaaaas? Der andere fährt eine längere Strecke an der Küste, und nicht nach Cartago. Ich war total sauer, auch auf mich, dass ich nicht einfach nochmal den Busfahrer gefragt habe. Das hieß, ich musste erst nach San José, was ich vermeiden wollte.
Die Fahrt ging sechs Stunden. Ich verabschiedete mich in San José von Katha und erwischte gleich einen Bus nach Cartago. Ich war nervös. Hatte ich ja kein Handy und somit auf Informationen von anderen, was die Haltestelle anging, angewiesen. Ich fragte den Busfahrer, ob er mir Bescheid geben könnte, wo ich aussteigen muss, schließlich wurde es auch noch dunkel. Er ignorierte das und winkte mit einer Handbewegung, ich solle nach hinten gehen und mich hinsetzen. Oh ja, pura vida! Da haben wir sie wieder, die arrogante Unfreundlichkeit! Ich fragte den älteren Herren neben mir, ob er wisse, wo das Viertel sei und wo ich aussteigen müsse. Noch einmal durfte der Busfahrer, der durch die Reihen ging, seine Ignoranz zum zweiten Mal beweisen. Leider hatte der nette Herr neben mir kein Internet und wusste nicht, wo ich hin muss. Ich stieg im Zentrum aus und er begleitete mich zu den Essensauslieferern, die jede Ecke in der Stadt kennen. Es war weit zu laufen, 2 Kilometer. Ich nahm ein Taxi und handelte auf 2000 Colones runter. Nach einer Minute sagte der Taxifahrer, er hätte einen Notfall und ich müsse ein anderes Taxi nehmen, er besorgte mir eins. Ich musste natürlich auch nichts zahlen und für den anderen musste ich nur 1000 Colones bezahlen.
Die Frau vom Airbnb wusste Bescheid, dass ich am späten Nachmittag kommen würde und ich wusste, wo ich klingeln musste. Carles hatte mir den Abend zuvor seinen Laptop gegeben, damit ich alle nächsten Unterkünfte notieren und ein paar Nachrichten schreiben konnte.
Es war eine große Einfahrt, eine gemeinsame Küche und Wohnzimmer, ich hatte mein eigenes Zimmer, das aber etwas nach Feuchtigkeit bzw. Schimmel roch. Ich war froh, angekommen zu sein, fragte ein paar Sachen. Ich hatte ja die Idee, zum Vulkan Poas zu gehen, der auf der anderen Seite von San José lag. Nachdem sie mir klar machte, dass es keine Touren hier gibt und ich erstmal nach San José zurück müsse, verwarf ich sofort diese Idee. Der Vulkan Irazu wäre viel näher. OK, dann eben der.
Da es Montag war, war das meiste in der Nähe zu. Ich hatte nur in Uvita bei einer Pause was gegessen und war hungrig. Aber es gab einen sehr guten Metzger. Und ich holte mir ein leckeres Stück Rind (churrasco). Kartoffel hatte ich noch von Corcovado und eine Gurke. Passt.
Ich probierte mein Handy zu fönen, das wurde mir auch empfohlen. Schnell gab ich auf und entschied, mein Handy reparieren zu lassen.
Morgens fuhr ich mit der Besitzerin des Hauses in die Stadt und sie sagte mir, wo ich die Reparatur-Läden finden kann. Es war gerade Mal kurz nach 7 Uhr und alle Läden waren zu. Ich fand nach einiger Suche eine Bäckerei und frühstückte dort. Dann lief ich zu den Ruinen einer Kirche aus dem 16. Jahrhundert, ein grünes Paradies mitten in dieser tristen Betonstadt. (Internet Bild)
Ich saß eine Weile dort und beobachtete die Teenager, die gerade Schulpause hatten. Sie waren gerade in dem Alter, wo das Hauptthema Jungs sind.
Als ich wieder zu den Läden ging, war es gerade 08:30 Uhr und ein Laden hatte offen. Der Verkäufer erklärte mir, wie die alles im Handy aufmachen, trocknen und testen, welche Teile funktionieren. Ich gab das Handy ab und sollte mich in zwei Stunden wieder melden.
Ich ging zu dem Bus, der zu dem Vulkan fuhr und fragte, ob das Eintritt kostet und wie viel. Man brauche eine Reservierung und es koste 17$. Ich merkte, dass ich meinen Brustbeutel mit dem größeren Geld nicht dabei hatte und ließ ihn fahren. Ich lief zurück zum Haus, holte mein Geld und packte. Von Corcovado waren alle meine Klamotten klamm und ich musste sie den Tag davor aufhängen. Die Putzfrau hatte aber alles wieder abgehängt, da sie Platz für die Handtücher und Bettwäsche brauchte. Ich hing die Sachen nochmal auf, die noch nicht ganz trocken waren und ging zwei Stunden später wieder zu dem Laden. Er meinte, bis zu dem Zeitpunkt wisse man Bescheid, was los sei. Er erklärte mir, dass die Festplatte kaputt sei und man nichts machen könne, und bot mir sofort ein neues Handy zum Kauf an.
Ich wollte zumindest nicht den zweiten und letzten Bus zum Vulkan verpassen, bezahlte 20$ für die Tests und erwischte den Bus noch.
Die Fahrt ging über eine Stunde und der Park schloss um 15:30, ich fuhr um 12 los. Aber ich wollte nicht in Cartago bleiben.
Schließlich wurde mir klar, was unwiederbringlich verloren war: Meine Fotos, meine Interviews mit den Maya in Belize, meine Vogelstimmen, die ich seit drei Jahren fleißig aufgenommen hatte. Ich weinte unter meiner Sonnenbrille. Getröstet hat mich ein bisschen der schöne Ausblick auf die wundersamen Bäume, die scheinbar in den häufigen Nebelschwaden ihre hängenden Flechten produzieren.
Der Parkwächter musste mich erstmal registrieren und ich bezahlte mit Karte. Ich erzählte ihm von dem Handy und er sagte, er kenne sich aus und roch daran, es roch fürchterlich nach einem Kleber. Außerdem war die Kamera genau so nass wie vorher. Das Trocknen könne man nicht in so kurzer Zeit machen und getrocknet sei es ja auch nicht. Ich war wieder total sauer. War ich einem Schwindler auf den Leim gegangen? Musste das sein?
Der Park war ein Witz. Ein kleiner Weg zu den Kratern und ein Weg hoch zur Aussicht auf die gleichen. 17$! Oh Mann! In der Regenzeit ist das vielleicht noch schön, mit einem azurblauen Kratersee. So sah das jetzt aus (Internet Bild)
Ich überlegte, wie ich dem Typ klar machen würde, dass die Arbeit nicht richtig gemacht und ich mein Geld zurück haben möchte. Ich malte mir hässliche Drohungen mit einer polizeilichen Anzeige vor. Ich beschloss jedoch, eine zweite Meinung zu holen. Und wenn die alle gleich korrupt sind und unter einer Decke stecken? Ich sage einfach, ich wäre in einem Laden in San José gewesen.
Ich fuhr an der Basilika vorbei, die ich seit gestern suchte. Ich muss das erst mit dem Handy regeln und dann geh ich zur weißen Basilika. Ah, da war ein Laden, weit genug weg von dem anderen Laden. Ich ging hinein und der Laden machte einen professionellen Eindruck, die anderen Läden waren eher klein und oft mit einem Barbier zusammen. Eigentlich ganz lustig. Aber nach Lachen war mir wirklich nicht zu Mute.
Erstmal fragte ich, wie denn allgemein der Trocknungsprozess vor sich ginge und ob das in zwei Stunden zu bewerkstelligen sei. Ja, das schon. Ich zeigte ihm das Handy und sagte, es sei ja noch nass, das könne man ja an der Kamera sehen. Er meinte, es wäre ein Einzelteil, könnte sein, dass man das vergessen habe. Wenn nur der Bildschirm kaputt sei, könne man die austauschen und die Daten retten. Ich lief zum anderen und sagte, das Handy sei noch nass. Er rief bei dem Reperateur an und er meinte, das könne in der Sonne nochmal kondensieren, es wäre sehr nass gewesen. Er erklärte mir, dass auch die Hauptplatine kaputt sei und alles auszutauschen würde sich nicht lohnen. Die Daten wären nicht mehr zu retten. Er bot mir wieder ein Handy an und ich beschloss nochmal zum anderen Laden zu gehen, um den Preis zu vergleichen. Den anderen fand ich ehrlicher. Er bot mir ein anderes redmi Handy an mit dem gleichen Arbeitsspeicher und Kamera Megapixel wie mein altes, für nur 20.000 Colones mehr als das andere redmi Modell. Ich fotografierte das Ding mit den Daten ab und ging nochmal zum Laden 1. Da log ich und behauptete, es würde im anderen Laden 10.000 weniger kosten. Er rief seinen Chef an und er konnte mit den Preis nicht weiter runter gehen. Aber der Typ war dann wieder für mich ok, er hatte sich wirklich bemüht und geduldig die Prozesse erklärt. Ein letztes Mal ging ich zu Laden 2 mit dem netten Mann und er sagte, er könne es um 4000 Colones billiger machen, wenn ich bar bezahle. Also Bank aufsuchen und zurück. Insgesamt hat es 136.000 Colones gekostet, umgerechnet 230€. OK, ich will ja auch Fotos machen. Mittlerweile war die Sonne schon untergegangen und ich lief zur Basilika. Die jetzige ist von 1924,neobyzantinisch.
Mist, schade,dass ich nicht vorher schon hier war, bildhübsch! Innen war leider gerade Messe und ich konnte die Kirche nicht von innen besichtigen. Alles aus Holz. (Internet Bilder)
Auf dem Weg zurück begegnete ich nochmal dem netten Handy-Verkäufer mit einem Freund. Wir unterhielten uns länger auf der Straße und irgendwann wollte ich aber mit dem Bus zum Haus fahren.
Dort noch Essen von gestern aufwärmen, ich hatte ja wieder nur gefrühstückt, Bier trinken und Handy einrichten...was ich wirklich absolut gar nicht mag. Ich unterhielt mich mit dem Sohn von der Besitzerin. Schade um den jungen Mann, der die Tage, die ich ihn sah, immer total bekifft war. Man merkte es ihm extrem an. Die Birne war im wahrsten Sinne des Wortes durchgebrannt. Er musste sich sehr konzentrieren, was ich ihm erzählte. Und es lag nicht an meinem Spanisch. Schlimm, wirklich schlimm. Abends roch die ganze Bude nach Gras.
Ich richtete also mein neues Handy ein und ging zu spät ins Bett. Schlafen konnte ich auch nicht, da eine böse Mücke mich nervte. Es ging so weit, dass ich mir mein Kopf-Moskitonetz über die Cappy stülpte und für zwei Stunden einschlief.
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