Ich erinnere mich, dass die Frau aus Mallorca mir gesagt hat, dass Mindo so ist wie der Dschungel, ich könne mir die Zeit dort ersparen. Ich war in Mindo und ich habe mich schnell entschieden zum Dschungel zu fahren. Ich liebe den Dschungel, also warum sollte ich ausgerechnet diesen auslassen? Die coole Frau von der Rezeption in meinem alten Hostel schrieb mir, es ginge um 23 Uhr los, ich solle aber schon um 22:30 dort sein. Da ich aber schon vorher fertig war, ging ich um 21:50 zu dem anderen Hostel gegenüber, ich war ja leicht beflügelt von dem netten Treffen mit den Schweizern. Ich staunte nicht schlecht, als ich die letzte war, die locker flockig eintrudelte, da es nicht um elf, sondern schon um zehn los ging.
Nach circa 2,5 h nach Quito blieb der Bus stehen. Die zwei Fahrer versuchten, das Kabel unter dem Gangkasten zu reparieren, sogar mit einem Schuhbändel. Ohne Witz.
Nach 1,5h entschieden sie sich für einen Anruf und der Ersatzbus wurde aus Quito geschickt. Also nochmal 2,5h warten. Als ich das hörte, musste ich noch dringender aufs Klo als ich eh schon musste. Draußen stand aber wadenhoch (!) das Wasser und es war dunkel. Also nichts mit barfuß raus ins Wasser, es könnte ja Schlangen geben. Ich fragte also nach den Gummistiefeln des Fahrers und pinkelte am Bus angelehnt im Stehen. Ja, das ist auch ein Erlebnis gewesen.
Der nächste Bus kam und wir fuhren bis Lago Agrio, wo ein paar Leute frühstückten, mir war ja immer schlecht beim Essen, ich bekam aber aus der Küche einen Fruchtsalat geschenkt. Hier war Robby aus England, der seit September mit dem Fahrrad durch Südamerika fuhr, mit seiner kleine Flöte, die er spielte, schottisch-irische Stücke. Er war auch Teil unserer Gruppe von sieben Leuten. Und eine kleine Schweinefamilie hat da auch gewohnt.
Danach ging es nochmal 1,5 h zum Puente Cuyabeno, wo die Boote zu den Lodges fahren.
Dort hatten wir einen weiteren Aufenthalt, bis alles in den Booten war etc.
Die Fahrt mit dem langen Boot dauerte 1,20 h,
um 16 Uhr waren wir endlich angekommen nach 18 Stunden, in der schönen Caiman Lodge.
Wir aßen leckeren Fisch und hatten kurz Zeit ins Zimmer zu gehen. Ich hatte, da die anderen fast immer paarweise kamen, ein Zimmer für mich. Juhu!
Am Nachmittag ging es los mit dem Boot, um Kaimane zu suchen. Was ist der Unterschied zwischen einem Krokodil und einem Kaiman? Bei Krokodilen sieht man immer beide Zahnreihen bei geschlossenem Maul.
Wir haben zwar keine Kaimane gesehen, ich war aber hin und weg von den schönen Spiegelungen im Wasser.
Wir fuhren zum Sonnenuntergang zur nahe gelegenen Lagune, wo die Hälfte von uns schwimmen ging, ich nicht.
Was für ein wunderschöner Sonnenuntergang!
Das Abendessen war auch sehr lecker. Ich hab dann später erfahren, dass die caiman lodge in der Kategorie A, also sehr gut, liegt, zusammen mit zwei anderen Lodges. Nach einer kurzen Pause nach dem Essen ging es zur Nacht-Bootsfahrt. Wir sahen sogar einen großen, Schwarz-Kaiman und einen kleinen Baby-Kaiman. Und eine Boa.
Mit den Dschungel-Nachtgeräuschen (vor allem Glasfrösche) fühlte ich mich wie zu Hause und konnte sehr gut schlafen.
Morgens gab es um acht Frühstück, also konnte ich ausschlafen (jaaa, wenn man dauernd um sechs aufsteht ist das Ausschlafen). Ich konnte die ganze Zeit nur ein bisschen was essen und habe den Rest dem hungrigen Robby gegeben, der Körper des Armen muss ja schon morgens so viel Kalorien zu sich nehmen, dass er seine acht Stunden Fahrrad pro Tag fahren konnte. Und so schnell kann man sich nicht umstellen.
Durch den ruhigen, im Licht sich spiegelnden Fluss Cuyabeno haben wir auf der Suche nach Vögeln und anderen Tieren mit dem Boot unsere Fahrt zu den Indigenen angetreten.
Durch die Symbiose zwischen Ameisen und Wespen können die Ameisen durch die Reibung ihres Körpers und ihrer hohen Anzahl die Wespen vor Gefahren warnen. Selbst erklärend, warum man sie Marsch-Ameisen nennt.
Kurze Zeit später wussten wir durch einen Geheimtipp, wo sich eine juvenile Anaconda befindet. Sehr chévere (cool), aber so eine ausgewachsene Anaconda wäre so richtig abgefahren gewesen.
Unglaublicherweise haben wir eine Harpyie gesehen, der größte Greifvogel der Welt und selten zu sehen, bird watcher zahlen mehrere tausend Dollar, um eine zu Gesicht zu bekommen.
Bei der indigenen Familie der Secoya, von dieser Ethnie gibt es nur noch 350 in Ecuador und 500 in Peru, wurden wir in der Secoya-Sprache begrüßt.
Unseren Willkommensdrink aus fermentiertem Zuckerrohr, muss man exen (komisches Wort zum schreiben), sagte unser neuer Guide. Wir sollten dann Yucca Brot herstellen. Von der Ernte bis zum Verzehr.
Die Yucca Pflanze wächst sehr schnell nach, in sechs Monaten kann man wieder ernten und dann eine ganze Menge!
Jeder durfte eine Yucca schälen und reiben. Robby hat seinen Finger mitgerieben, das fanden manche eklig. Wir haben das rötliche Yucca großzügig weg gelassen...
Anschließend wird mithilfe des zu einem länglichen Korb geknüpften Pflanzenbastes der Saft der Yucca heraus gepresst.
Das wird natürlich aufgehoben für die scharfe Paste- der Saft wird tagelang geköchelt und man gibt immer wieder nur Chilipulver hinein, bis der Saft pastös wird. Sehr lecker!
Die Yucca wird durch ein Sieb gerieben und fühlt sich dann wie Parmesan an.
Anschließend wird die geraspelte Yucca-auf die heiße Platte gelegt, fest gedrückt und nach paar Minuten umgedreht.
Derweil hat unser Guide (für mich ohne Thunfisch) eine leckere ceviche gezaubert, die wir zusammen mit dem Brot und der Chili Paste aßen. Aber es war kein Scherz, dass das nur die Vorspeise war, es gab noch Mittagessen.
Die Mädels wurden von unserem multitalentierten Guide Jairo mit der roten Frucht Achote angemalt, ich hatte eine Bemalung, wie es die Krieger der indigenen Ethnie Shuar haben.
Danach sind wir zum Schamanen gegangen, der Ayahuasca für seine Sessions benutzt. Wir haben einen kleinen Schluck probiert, schmeckt sehr bitter.
Dann wurden Freiwillige aufgefordert an der Reinigungszeremonie teil zu nehmen. Keine Schwangeren und menstruierende Frauen dürfen daran teilnehmen -das hat was mit der Energie zu tun und schwächt den Schamanen ungemein - er sei neulich fast daran gestorben, weil eine blutige Frau ihn berührt hat. Bei mir war es gerade so vorbei, deswegen dachte ich, ich lasse den alten Schamanen lieber am Leben.
Es war dann auch besser so, wie sich herausstellte. Der Rücken wird erstmal in indigener Sprache mit Kräutebündel gereinigt,
dann kommt die böse Stachel-Pflanze.
Die Stachel werden über den Rücken gedreht, dann die Stacheln auf dem Rücken weg gepustet und die schlechte Energie aus dem Kopf gesogen und weg gespuckt.
Der Rücken der Teilnehmer sah richtig übel aus, auch noch am nächsten Tag gerötet und geschwollen und angenehm war das nicht, es hat gepiekt und gebrannt.
Aber was man nicht alles für so eine Grundreinigung tut, nicht wahr?!
Mit dem Boot zurück sind wir durch schmale Gassen gefahren, natürlich auch Mal rasant, das musste unser kleine Kapitän Freddy ja beweisen.
Ich hab ihn übrigens gefragt, ob er Freddy Krueger kennt, nein, er hat sich das aber danach angeguckt und meinte, es mache ihm keine Angst. Also ich fand das immer sehr unheimlich, aber vielleicht war ich etwas zu jung für Horrorfilme.
Auf dem Rückweg haben wir ein Faultier gesehen.
Nach dem Bad in der Lagune haben wir eine Nachtwanderung gemacht. Mit Jairo kann man nie wissen, was passiert..
...mal setzt er einem Skorpionspinnen ins Gesicht
oder fackelt das an einem Baum entflammbare Harz an.
Und eine kleine Tarantel.
Hier ein Beispiel vom kreativen Essen der lodge, immer ganz süß angerichtet wie das Bananenauto.
Morgens haben wir dann um 06 Uhr ein bird watching vom Boot aus gemacht. Der prähistorische Vogel Hoatzin hat drei Mägen und ist wie eine Kuh ein Wiederkäuer.
Man hat ihn früher, als man ihn gegessen hat, wegen des aus den aufgeschnittenen Mägen kommenden Gestanks, auch Stinkvogel genannt.
Hier gibt es zehn verschiedene Affenarten, von denen wir ca sieben gesehen haben. Einer davon ist der Napo Saki, ein sehr buschiges Kerlchen.
Oder der Wollaffe
Roter Brüllaffe
Totenkopfäffchen
Zur Lodge kamen auch Kapuzineraffen und unterhielten sich mit dem Guide, nicht ohne sich die Banane abzuholen (sie haben auch immer wieder aus der Küche was stiebitzt).
Nach dem Frühstück haben wir unseren langen Dschungeltrip gemacht. Kein Blatt Papier dabei, aber du willst deinem Dschungelfreund ne Nachricht hinterlassen? Kein Problem mit dem Blatt dieser speziellen Pflanze:
Zigaretten vergessen, aber Lust zu rauchen?
Ein Pilz, der Heuschrecken befällt und ihn und umhüllt, bis er stirbt.
Entflammbare Methangase im Moor, durch das wir durchgestapft sind.
Ameisen, die Zucker produzieren, diese Ameisen wurden uns auf die Zunge gelegt, die wurde dann taub...
Ein Pfeilgiftfrosch (Ameerega bilinguis)
Gewehrkugel/24h Ameisen-wenn man von einer gebissen wird tut das 24 h lang weh, als würde man bei lebendigem Leib verbrennen -die habe ich schon in Costa Rica gesehen.
Andere Ameisen werden als natürliches Anti-Moskitomittel benutzt, wenn man diese zerreibt.
Der schieferfarbene Falke
Eine Ameise, die ähnlich wie eine Biene stirbt, wenn sie ihren Kopf abwirft, der sich ins Fleisch bohrt.
Und andere Dschungel-Eindrücke...
Zurück durften wir dann in einem anderen Boot selber paddeln.
Unter einem Baum wurden wir plötzlich von kleinen Wespen angegriffen (direkt nach dem Video)
Nach dem Mittagessen sind wir mit dem Boot auf Anacondasuche gegangen. Leider haben wir keine gefunden, obwohl es den ganzen Tag schön war und die Wahrscheinlichkeit dadurch erheblich steigt - sie glänzen in der Sonne und sind somit leichter zu finden.
Dafür ist die Landschaft in der Lagune alles andere als langweilig.
Der Sonnenuntergang war wieder spektakulär.
Danach ging es zur Nachtwanderung, wir haben u.a. Boas und Vogelspinnen gesehen.
Am Abend habe ich mich mit den guides unterhalten. Ich fragte, ob ein Volunteering bei ihnen möglich wäre. Ich habe mich dort sehr wohl gefühlt und wollte wieder zurück kommen und mehr Zeit im Dschungel verbringen. Ich war nach dem Galapagos Inseln etwas reisemüde und konnte in den vier Tagen im Dschungel komplett wieder auftanken.
Mein Schlaf ist dort sehr gut mit den Tierstimmen, die Natur fasziniert und berührt mich und die Menschen in der caiman lodge sind wie eine Familie. Victor meinte, das müsste ich mit dem Chef ausmachen, aber er denke schon, dass das möglich wäre.
Die letzten zwei Tage hatte ich mit dem anderen guide geflirtet. Ja, so ein guide muss so einiges mitbringen: das Wissen, die Kommunikation, die Sprachen, das Interesse, die sozialen Fähigkeiten, die Orientierung und meistens noch andere hard und soft skills. Also so ein Rundumpaket von einem Mann, der alles können muss und dabei noch attraktiv ist. Bei uns gäbe es vielleicht eher Bergführer oder guides bei sportlichen Aktivitäten. Mir fällt jedenfalls nichts konkretes ein, das mehrere Tage dauert und von der Vielseitigkeit ähnlich wäre.
Ich glaube auch, dass die meisten guides single sind, weil sie eh nicht zu treu sein könnten. Ein Fluch und ein Segen, denn sie haben mit den Gästen keinerlei Verpflichtungen - sie kommen und gehen.
Morgens vor der bird watching tour kam es zu einem kleinen Techtelmechtel, dann fuhren wir mit dem Boot raus und sahen wunderschöne Tukane.
Nach dem Frühstück mussten wir uns leider verabschieden und den langen Weg zurück nehmen. Robby hat nochmal auf seiner Flöte im Regen gespielt.
Gerade als wir mit dem Boot fuhren, regnete es nicht. Bis wir vom Bootsanleger mit dem Boot zum office bzw Mittagessen fahren konnten, dauerte es alleine schon eine Stunde. Der Chef der Lodge war leider beschäftigt, daher konnte ich nicht mit ihm spreche.
2,5 h vor Quito, an fast der gleichen Stelle wie bei der Hinfahrt, blieb der Bus aus dem gleichen Grund stehen. Irgendwie konnte er aber bis zur Tankstelle fahren und auch bis zum Schluss nach Quito, es hat sich alles aber lang gezogen und wir waren um zwei Uhr nachts in Quito...
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