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mayauramowicz

Darién

Die Kommunikation mit dem Guide von der Darién -Dschungeltour hat mich schon beim Chat aufgeregt. Ich hatte ihn gefragt, wo wir uns genau treffen, da der Busbahnhof sehr groß ist. Er hatte mir nur ein Schild geschickt,das sonstwo stehen könnte. Ich werde doch nicht wie ne Bekloppte nach diesem Schild suchen?! Er bot mir an, mich abzuholen. Oh ja,cool! Für 20$ mehr. Nein, danke, ich fahre für 0,25$ mit der Metro. Ich schrieb ihm, er solle mir ein Restaurant nennen, das in der Nähe des Schildes liegt. Das hat er nicht gemacht. Abends, als ich in Albrook war, hatte ich das Schild gesucht und gefunden und schrieb ihm, wir sehen uns dort um halb acht. Ich packte morgens die Sachen, die ich nicht brauchte in verschiedene Tüten und ließ sie im Hostel einsperren.

Der Guide war schon da und sagte, ich könne meine Sachen in der Halle lassen und was frühstücken gehen, es wäre noch Zeit. Ich fragte ihn, wer denn auf meinem Rucksack aufpassen würde und er sagte, meine Frau und kurz danach ein Freund würde darauf aufpassen. Er fragte mich, ob ich denn wertvolle Sachen drinnen hätte, so ein Idiot. Natürlich hatte ich wertvolle Sachen drinnen, zumindest auch so kleine wertvolle Sachen wie das Moskitonetz oder mein teures aufblasbares Kissen. Ich traute ihm nicht, lief mit ihm zum Frühstücksplatz, aß da allein und als ich zurück kam, war da weder eine Frau noch ein Freund. Mein Rucksack stand da unbeaufsichtigt herum. Kurze Zeit später kam er mit einer Französin, die auch als Touristin mitfuhr. Wir stiegen in den Bus und ich unterhielt mich mit ihr. Der Bus war ein bisschen puffig-kitschig

Schnell war klar, dass sie 60$ weniger bezahlt hatte, und das über eine Agentur. Komisch, eigentlich ist es doch billiger, wenn man es direkt über den Guide bucht, wie ich es gemacht hatte. Aber es war anders herum. Wir mussten zudem noch den Bus und den colectivo und das Boot, das zur ersten Station fuhr, bezahlen. Und unser Mittagessen am ersten Tag. Pauline sagte mir, er wäre nur bis morgen dabei, im Dschungel wäre sein Bruder für uns zuständig. Gott sei Dank. Er war mir echt unsympathisch. Nach dem Bus, der fast bis an das Ende der Panamericana fuhr, nach Meteti, fuhren wir noch eine halbe Stunde bis Puerto Quimba, von hier aus gab es nur noch Boote.

Ich fragte den Marinepolizisten, wo denn die Drogenhändler verkehren und er sagte, an der Küste. Klar, was wollen die denn im Dschungel. Der Darién gilt nämlich als unsicheres Gebiet. Aber es sind nur paar Orte und die Touristen sind davon sowieso nicht betroffen, die kommen den Drogenhändlern ja nicht in die Quere. Aber anscheinend auch wegen der Tiere sei es gefährlich.

Wir warteten ca ne halbe Stunde auf das Boot, das nach La Palma fuhr. La Palma mit seinen 3000 Einwohnern ist die Hauptstadt der Provinz. Eigentlich ein hübscher, kleiner Ort mit einer schönen Aussicht auf den großen Fluss (der zweit breiteste in Panama?), man denkt, man ist am Meer oder an einem großen See. Aber überall betrunkene Männer, ja, vielleicht weil Samstag war oder ist das normal hier, weil es nicht wirklich was zu tun gibt? Das Verständnis von Naturschutz ist hier jedenfalls nicht vorhanden, überall Müll. In der Schule wird das nicht beigebracht, dass der Müll in die Tonne gehört. Pauline hat beobachtet, wie die Leute aus der an unsere Pension angrenzenden Bar Dosen in den Fluss geworfen haben. Vielleicht würde es ja helfen, wenn man, wie in Nicaragua oder Costa Rica, dafür hohe Geldstrafen verhängt.

Am frühen Nachmittag aßen wir Fisch für wenig Geld und saßen mit schönem Ausblick auf der Terrasse der Pension, direkt am Pier. Jeder hatte ein Zimmer, aber kein Wasser. Also duschen aus dem Eimer.

Ich stellte den Guide abends zur Rede, wieso ich denn 60$ mehr bezahlt habe und er erklärte völlig unlogisch, er müsse der Agentur eine Kommission bezahlen. 390$ waren halt schon nicht wenig Geld für drei Tage, die beiden anderen Tage waren reine Reisetage. Ich sah, dass ich kein Geld zurück bekommen würde. Ich habe einfach einen sehr ausgeprägten Gerechtigkeitssinn, und fand es total unfair.

 

Morgens um sechs ging das Boot 1,5h nach La Chunga, der Guide blieb in La Palma. Wir saßen vorne und bekamen den vollen Fahrtwind ab. Ich hatte vorgesorgt und lange Kleidung angezogen, einen Schal um den Kopf und Hals gewickelt, hatte ich doch seit drei Tagen Halsweh, aber nichts brach aus. Die Fahrt war sehr schön.

Die Mangroven spiegelten sich im wunderschönen Grün im Fluss.

In La Chunga stiegen wir als einzige aus, die anderen Fahrgäste fuhren nach Sambu weiter, ein viel größerer Ort. Am Steg begrüßte uns ein Paar mit den Kindern und trugen unsere Wasserkanister und das Essen, das der Bruder in La Palma gekauft hatte. Über rutschige, wackelige Bretter, die vor dem Matsch schützten, liefen wir über eine halbe Stunde zum Dorf der Indigenen, die Emberá.


Dort empfang uns der Schwager unserer Begleiter freundlich, zeigte uns unsere Schlafhütte und bald aßen wir unser Frühstück. Fried Jack (frittiertes Mehl-Wasser Gebäck) mit Ei und Obst.

Danach gingen wir in der Hitze mit langen Hosen und Langarmshirt in den Wald. Das Wort Dschungel möchte ich nicht benutzen, da es eine andere Vegetation mit Bananen und Laubbäumen ist, ein Sekundärwald mit viel Licht. Ein tropischer Regenwald. Also nicht so dschungelig wie in Costa Rica. Der Darién gilt als einer der artenreichsten Gegenden der Erde.

Man läuft nur sehr langsam, da man ja auch auf die Tiere und die Umgebung achten möchte. Der Blick geht daher immer nach oben und unten.

Wir sahen nicht viele Tiere. Aber einige Erklärungen über die Pflanzen, die sie hier benutzen und für was. Von der Palme benutzen sie verschiedene Teile. Den Stiel für Körbe und Besen. Die Krone bzw. Blätter für die Hausdächer.

Aus den Früchten von einer anderen Palme wird Öl gewonnen.

In diesen Löchern leben entweder große Spinnen wie Taranteln oder Krebse.

Die Felder werden gerodet, um Reis oder Kaffee anzubauen. Wir haben leider vergessen uns das am dritten Tag anzuschauen.

Nach drei Stunden kamen wir zurück, perfektes Timing, denn es fing an zu regnen. Es ist jetzt der Übergang zur Regenzeit. Wir ruhten uns bis zum Abendessen aus.

Es gab nichts besonderes, entweder Reis oder Patacones (frittierte grüne Bananen) mit Hühnchen oder Fisch oder Thunfisch aus der Dose. Anfangs noch mit Obst, dann ohne. Kein Gemüse oder Salat. Tja, da hat der Bruder halt wieder nur das Nötigste für die Touristen gekauft und den Rest steckt er sich ein.


Tiere gibt's auch im Dorf bzw. bei der Familie. Da ist auch der wunderschöne Goldkehl-Tukan, der hier lebt. Er wurde von der Familie gerettet und aufgepäppelt, da er aus dem Nest gefallen war. Sie haben ihn auch wieder in der Wildnis ausgesetzt, die kleine Tochter hat aber vorher den Kopf mit Parfüm eingesprüht und so wurde er von den anderen Tukanen verstoßen und gepickt und kam von allein nach paar Tagen zurück und lebt seitdem hier frei und pickt alles, was sich bewegt. So ein Frechdachs, ist halt erst ein Jahr alt

Mit den Hunden spielt er auch gerne.

Ich hatte vor seinem harten Schnabel aber Respekt und bin immer vor ihm geflüchtet. Ich hatte mir ausgemalt, dass er morgens auf mein Bett springt und mich pickend weckt. Er ist tatsächlich gekommen, ich hatte aber ein Moskitonetz und er hat meine Sachen stattdessen gehackt oder den Stock.

Am zweiten Tag war der neue Zugang ein kleines Äffchen, ein Panamaperückenaffe, ebenfalls aus dem Nest gefallen und von der Mutter zurück gelassen. Ich gab dem Baby Wasser, es hatte richtig Durst und beschützte ihn zweimal vor dem Tukan-der hätte ihn einmal auf den Kopf gehauen und dann wäre es das gewesen mit dem Äffchen.

Außerdem noch ein großer Papagei, und am vierten Tag brachte der Sohn kleine Baby Papageien.

Während Pauline in den Zwischenzeiten geschlafen oder gelesen hat, habe ich mich mit dem Tukan oder dem Äffchen beschäftigt. Die drei Hunde kamen in den Wald mit, die hatten natürlich viele Hundeflöhe.

 

Am nächsten Tag nach dem Frühstück mussten wir uns erst passende Gummistiefel aussuchen, denn es hatte ja geregnet und wir sollten oft einen Fluss überqueren. Made in Poland!

Ausgerüstet sind wir wieder in den Wald für fünf Stunden, auch in den Primärwald mit sehr alten Bäumen,zb. den Elefantenfußbaum

Es ging auch bergauf und so hatten wir eine schöne Aussicht über das Gebiet.

Wir haben einige Vögel gesehen und einen grünen Frosch.

Und kurz einen Jaguarundi, eine Wieselkatze. Und eine große Boa, die in den Fluss verschwunden ist.

Und haben Zuckerrohr gekaut.

Auf dem Weg trafen wir Leute aus dem Dorf, die Yams ausgegraben haben.

Und weiter durch Wald und Fluss

Nach dem Abendessen sind wir wieder los, um unsere Nachtwanderung zu machen. Hier haben wir Augen des Jaguarundi leuchten sehen, und haben verschiedene Spinnen und Boas entdeckt.

Schlafen geht man hier früh, gegen neun. Manche eher viel früher, manche schon kurz nach Sonnenuntergang.

 

Am nächsten Morgen hat mich nicht der Tukan, sondern die Rufe des Äffchens geweckt. Er war zu seiner Sicherheit angebunden und die Schnur war immer in irgendeinem Ast verwurschtelt.


Da ab dem zweiten Tag die Leitungen verstopft waren, gab es kein Wasser. Wir konnten also nicht duschen und gingen im Fluss baden, der aber so stark nach Waschmittel roch, da hier alle ihre Wäsche waschen, dass es nicht so lecker war. Die Kinder sind hier sehr neugierig und finden die Touristen natürlich interessant.

Am letzten Tag füllten wir die Kanister von etwas weiter oben im Fluss mit "Trinkwasser" auf. Wir beide haben natürlich nur gekauftes Wasser getrunken, aber unser Essen wurde mit dem Flusswasser gekocht, wo die Hunde und Leute durch laufen. Und der Wasserspiegel war da niedrig. Wenn man das von klein auf gewohnt ist, hat sich der Darm daran gewöhnt.


Mittags erst, wir mussten auf die Flut bzw. den ansteigenden Wasserspiegel warten, sind wir mit dem Boot raus gefahren zum Fischen.

Nur mit einer Fischerleine und kleinen Köderfischen. Die Fische waren zu schlau, sie haben sich den Fisch genommen ohne sich selber in Gefahr zu bringen. Einmal aber konnte ich meinen ersten Fisch fischen.

Später sind wir von dem breiten Fluß in einen Seitenfluss mit vielen Vögeln und Mangroven gefahren. Welch tiefe Stille! Wunderschön, die Wurzeln der Mangroven, die sich im Wasser spiegeln.

Nachmittags habe ich mich mit den Tieren beschäftigt und nach Sonnenuntergang kamen die Kinder, um tschüß zu sagen, mit ein bisschen Gesang und Getrommel auf einem Plastikeimer. Sehr süß.


Über die Kultur selbst haben wir leider nichts erfahren, wir waren nur zu zweit, deswegen hat es weder einen Verkauf von selbstgemachtem Kunsthandwerk, noch eine Tanzdarbietung gegeben, etwas was sie für die Kreuzfahrtschiff-Gäste machen. Natürlich ist es ein Klischee, das sie damit bedienen-kleidet euch so wie früher und tanzt ein bisschen, dann wissen wir mehr über eure Kultur. Nein, da reicht es nicht aus, für 30 min zu kommen, auch nicht für fünf Tage. Aber immerhin haben wir die Kultur erlebt, statt sie anzuschauen. Aber so sieht es etwa aus, wenn sie traditionell angezogen und bemalt sind (Google Bild).


Die Emberá waren vor dem Einfluss des Westens noch eine völlig abgeschottete und unberührte indigene Ethnie. Heute gibt es circa 33.000 Emberá in Panama.

Ursprünglich kommen die Emberá aus dem Amazonas Gebiet und sind im 16. Jahrhundert in die kolumbianische Choco Region und weiter in das Darién gesiedelt. Als Halbnomaden waren sie und sind auch heute noch Jäger und Sammler und Fischer. Natürlich kaufen sie heute auch von außen Produkte ein, aber dennoch jagen sie ab und zu und gehen viel fischen. Sie kennen sich gut mit Pflanzen und Heilmitteln aus, obwohl sie heute keinen Heiler mehr oder Schamanen haben, die mit Drogen in Trance verfallen und Rituale durchführen. Covid haben sie auch sehr gut im Griff gehabt, haben verschiedene Pflanzen ausprobiert und das, was gut half dafür eingesetzt.

Viel Land wurde durch den Bau der Panamericana ab 1979 zerstört, und den sich im Anschluss angesiedelten spanischen Bauern, die viel Regenwald abgeholzt und gerodet haben, um Anbauflächen zu schaffen und Platz für die Viehhaltung zu haben. Das Landschaftsbild ist rund um die Panamericana bis heute so geblieben. Als wir dort entlang fuhren, ist mir diese Kargheit extrem aufgefallen, ja ich war geradezu erbost, wo denn der Dschungel eigentlich ist?

Auch der Panamakanal mit seinem enormen Wasserbedarf durch die Anlage zweier künstlicher Seen führte zur Umsiedlung der Indigenen.

Die Panamericana, die sich von Alaska bis nach Panama durchzieht, hört aber mitten im Darién einfach auf -der Dschungel zwischen Panama und Kolumbien, Darién Gap genannt, ist undurchdringlich. So konnte nicht nur der Regenwald bewahrt, sondern auch sich von Nordamerika nach Südamerika ausbreitende Krankheiten wie die Maul- und Klauenseuche verhindert werden und erschwert den kolumbianischen Drogenhandel nach Norden.

 

Nachts um 02:30 ging der Wecker, über die rutschigen Bretter an die Anlegestelle. Wir sahen rote Augen leuchten, kleine Krokodile.

Was, wo?

Das Boot kam wieder fast voll aus Sambú an und wir waren gut gegen den zugigen Fahrtwind angezogen. Der Mond war unglaublich, er leuchtete über dem Wasser in einem Ocker-Ton. Sonst habe ich meine Augen zu gemacht. Der vordere Bootsjunge stand senkrecht an der Spitze des Bootes und leuchtete ab und zu zur Orientierung ins Wasser und an das Ufer und gab per Handzeichen dem Kapitän Bescheid, ob er rechts oder links fahren soll. Nach einem kurzen Stopp in Las Palmas sind wir direkt nach Puerto Quimba gefahren. Sofort stand ein colectivo bereit, wir hatten zu zweit 1,5 Sitze. Umstieg in Meteti und nach Panama. Kurzer Halt zum frühstücken, Bratwurst mit Tamal (gekochter Maisbrei im Blatt gewickelt). Eigentlich waren wir dann nach 5,5 h von Meteti in Panama. Aber da hier immer alles vollgestopft ist, dauerte es weitere zwei Stunden durch die Stadt. Ich ging noch in die Mall, die Lieblingsbeschäftigung der Lateinamerikaner, um zu schauen, ob ich hier typische Panama -Kleidung finde.

Nein, nur amerikanische Ketten und nur ein Laden, sehr teuer. Ich hatte ja meinen Rucksack dabei und war ungeduscht und müde, hatte also nicht den Nerv zu shoppen und fragte, ob sie den gleichen Laden auch in der Altstadt hätten -ja.

Dann bin ich erst zum alten Hostel gefahren, um meine Sachen zu holen und umzupacken. Dann mit uber zum neuen Hostel, in dem ich freudestrahlend von einem sehr netten männlich orientierten Mann empfangen wurde, der Geburtstag hatte. Ich ließ dort meine Klamotten, nach dem Dschungel dringend nötig, waschen, ging kurz in den Pool und trank Bier. Zum Sonnenuntergang hatte ich mich mit Pauline in der Altstadt verabredet. Wieder mit uber sicher und easy hin zur rooftop bar. Was für ein fantastischer Ausblick!

Natürlich nur Touristen. Und eine junge Gruppe hat wohl eine Challenge gehabt, der eine sollte Salsa mit uns tanzen. Klar, wenn du mir dafür ein Bier ausgibst? Beide haben wir ein Bier bekommen, aber da Pauline kein Bier trinkt, hab ich auch ihr Bier getrunken. Danach waren wir noch essen, mal was anderes als nur frittiertes Zeug. Curry mit Gemüse, war ziemlich teuer, aber ok und ein selbst gemachter Immunbooster-Smoothie.

Dann trennten sich unsere Wege, jeder bestellte sein uber zu seinem Hostel.

 

Ich hab immer wieder an diesem Beitrag geschrieben, bis er jetzt endlich fertig wurde. Zuletzt musste ich alle Videos durch eine höhere Qualität ersetzen, da die Auflösung so schlecht war (ich hoffe, das war mit dem alten Handy besser?!)

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