Die erste Nacht im Dschungel-Hostel habe ich gleich sehr genossen, da es das erste Mal in Nicaragua war, dass die Luft irgendwann nachts angenehm kühl war. Ich drückte mich aber lange davor, auf die Toilette zu gehen, zumal ich meine Stirnlampe noch nicht heraus gekramt hatte. Außerdem hatte ich das obere Bett und ich mag so ein Nachtgeklettere nicht. Ich stellte mir vor, wie irgendwelche großen Kakerlaken, Käfer oder Spinnen mir beim pinkeln zugucken wollen. Oder von unten aus dem Plumpsklo oder schöner formuliert der Öko-Toilette heraus kriechen. Aber das, was ich stattdessen zu sehen bekam, läuft unter meiner Rubrik "Überraschungen meiner Reise". Mitten auf dem Weg saß da eine Riesenkröte, ich sprang zur Seite und sagte nur huihuiui! Später überlegte ich, mit was man die Größe vergleichen kann. Ein Handball! Diese oder eine andere, kleinere Kröte sah ich jeden Abend, ich hab sie Kröti getauft. Aber die war doch größer oder das war nur mein erster Eindruck und ich hab es falsch in Erinnerung.
Morgens habe ich gleich mal Yoga mitgemacht und gefrühstückt. Wunderbar, wenn alles vom eigenen Dschungelgarten kommt. Der Besitzer des Hostels hat danach eine Führung durch das Grundstück gemacht, das seit 20 Jahren als Permakultur gelebt wird. Dabei folgt die Anlage den Grundlagen der Permakultur, wobei in Zone 1,direkt angrenzend an die Wohnzone 0,der Kräutergarten und Gemüsegarten ist, also alles, was man täglich gießen und sehen muss. In Zone 2 sind dann Pflanzen, die man einmal pro Woche sehen muss, dann die Obstbäume und Zone 5 ist dann die Zone, die man nie betritt und die Natur alles selber macht.
Der Besitzer hat mit seinem Vater oder Bruder vor 30 Jahren das Grundstück billig gekauft und kommt ursprünglich aus der Toskana. Er hat damals nicht mal gewusst, was Permakultur ist. Und heute kann er zu jedem Baum etwas sagen und die wilden Sträucher gibt es verarbeitet für die Gäste zum Essen. Vanille zb muss von Hand bestäubt werden, sie kann das nicht allein. Danach gibt es einen komplizierten Fermentierungsprozess, deswegen ist die Schote so teuer.
Nach dem Mittagessen (verschiedene chutney, hummus,Dschungelsalat)
bin ich dann allein zum Aussichtspunkt auf dem Weg zum Maderas-Vulkan.
Schon ziemlich am Anfang musste ich durch irgendwelche Privatgrundstücke und später ging es dann in den Dschungel hinein. Immer rauf, ganz klar, dachte ich. Dann brüllten Affen, die meine Anwesenheit nicht begrüßten. Ich näherte mich ihrem Baum, da dort der Weg weiter ging. Sie kletterten etwas runter und brüllten noch aggressiver. Egal, ich laufe da nicht drunter durch, keine Lust auf einen Affenbiss! Also wieder runter, da hörte ich Stimmen und zwei Wanderer kamen von einem anderen Weg, der über das Flußbett führte. Ich war also gar nicht auf dem richtigen Weg! 20 Minuten später fand ich den Mirador versteckt in einem kleinen Seitenweg. Geschafft!
Lange verharrte ich da nicht. Schließlich wollte ich auf gar keinen Fall im Dunkeln da runter! Unterwegs blieb ich dennoch stehen:
Bei den Häusern lief ich einen anderen Weg zum hostel zurück, musste aber auch noch eine Frau fragen.
Dann holte ich mir Bier von der Hostel Bar und setzte mich im netten Gespräch mit zwei Deutschen auf unseren Mirador Turm. Auch da wieder ein Riesenkäfer
Am Abend gab es verschiedene Mahlzeiten, das family dinner.
Wirklich eine nette Idee, danach eine kleine Musikrunde.
Endlich konnte ich meinen Flor de Caña Rum teilen, während ein anderer Deutscher von seinem Segeltrip von Spanien über den Atlantik in vier Wochen ohne Land zu sehen, sprach und wie sie bei Flaute mal kurz schnorcheln waren und das Boot trotz Flossen nicht mehr erreichten, weil es in 20 sek 50 Meter weiter getrieben war und der Kapitän froh war, daß der Motor angesprungen war, um sie wieder einzusammeln.
Der nächste Tag fing mit einem sehr anstrengendem 2,15 h Yoga an, aber hej, ich hab den Kopfstand hin bekommen. Danach Frühstück und ein Workshop mit einem 5 Elemente Tanz. Ich wusste nicht, was das ist und wollte einfach mal wieder tanzen!
Es ging um die Energiezentren des Körpers, den Chakren. Jedes Chakra steht für ein anderes Element und hat seine Bedeutung. Das unterste ist das Wurzelchakra und nimmt Bezug auf unsere Herkunft, Kindheit etc, die Basis, Element Erde. Das nächste ist das feminine Chakra, das Wasser. Darüber maskulin, das Feuer, unsere Kraft. Darüber das innere Kind und darüber die Stimme, die Luft.
Wir tanzten in jedem Element, also der Bereich bewegte sich, in dem das jeweilige Chakra liegt. Das klingt zwar etwas esoterisch, aber jeder hat das bei ihm schwache Element am meisten gespürt, bei mir war es die Sehnsucht nach dem Feuer, das ich seit corona verloren habe und wieder haben möchte. Jedenfalls war es eine spannende Sache und tat mir sehr gut. Ich merkte, dass diese Kraft sehr wohl noch da ist und ich bin bereits dabei, sie wieder hervor zu holen.
Am Nachmittag ging ich mit der Deutschen per Anhalter durch die Galaxis, nein, Spaß, zu einem Strand. Da wollten wir eigentlich kayak fahren in den Sonnenuntergang, badeten aber nur und tranken einen Cocktail.
Eine Schweizer Familie hat uns komplett bis zum Hostel gefahren.
Am nächsten Tag bin ich kurz vor halb acht wieder eingeschlafen, so dass ich die Yoga Stunde verpasste. Es war Markttag im ca 20min entfernten Dörfchen und da wollte ich frühstücken. Bis wir alle los kamen, war es schon 11:30. Dort traf ich auf zwei Mädels, die ich vom Lago de Apoyo kannte. Sie wollten, so wie ich, auch zum Wasserfall. Meine Idee war es ursprünglich gewesen, dahin zu trampen. Aber sie hatten noch zwei Jungs am Abend zuvor kennengelernt, die sich ein kleines Moped ausgeliehen haben und so konnte ich mit. Leider hat es auch da ewig gedauert, bis wir los kamen.
Die Räder von diesem Zweirad waren genau so klein wie die eines Rollers.Die Straße wurde irgendwann zu einer Schotterstraße, dann zu einem hügeligen unebenen Desaster mit Schlaglöchern und großen, frei liegenden Steinen. Mein Fahrer schwankte schon vorher beim Schotter und er merkte, dass mir etwas mulmig war und sagte, mit mir passiert dir nichts.
Ca eine Minute später (ja, meine Intuition hat immer recht!) fuhr er parallel zum Kollegen und konnte dem besseren Weg nicht befahren, so daß wir stürzten. Er hat sich paar Schürfwunden abgeholt und ich hatte nur eine kleine an der Hand. Dafür tat mein Handgelenk total weh, da ich mich damit abgestützt hatte und mein Muskel unterhalb meines Rippenbogens. Vom Haus nebenan bekam ich eine große Tüte mit Eis, die ich dann auf die weitere Fahrt nicht mit nehmen konnte. Es waren nur noch 5-10 Minuten bis zum Wasserfall, und wir sind schon über 35 Minuten gefahren.
Also wieder auf das Horrorbike und durch. Ich war total sauer, da ich so einen scheiß natürlich nicht gebrauchen kann. Ich lief bald vorne voraus und wollte mich durch die schöne Dschungellandschaft ablenken. Kapuzineraffe hallo, und weiter zum Wasserfall.
Bei einer schmalen Stelle, an dem es steil zum ausgetrockneten Flussbett runter ging, erschreckte ich so stark, dass ich den Halt verlor und im Ausrutschen versuchte ich mich an etwas festhalten, aber das gab nach.Letzlich stürzte ich nicht ab. Ich weiß immer noch nicht warum, ob meine Füße einen Halt fanden, keine Ahnung. Aber wovor habe ich mich so sehr erschrocken? Ein schwarzer Riesenvogel mit rotem Kopf und Hals kam aus dem Nichts aus dem Flussbett empor geflogen und flog in meine Richtung. Ich habe noch nie so einen großen Vogel gesehen! Mein Gott, heute war echt nicht mein Tag! Am Wasserfall hab ich mich kurz unter den Wasserfall gestellt, mich ablichten lassen
und sagte den anderen, die dann eintrafen, ich geh schon mal runter und versuche ein Auto zurück anzuhalten. Ich wollte wirklich nicht nochmal mit diesem Gefährt zurück.
Gleich zu Beginn des Rückwegs, und der ging ca eine Stunde, ich muß es einfach erwähnen, musste ich dringend kacken. Gerade so erreichte ich rennend die Toilette am Eingang. Und dann ging ich mein Glück versuchen. Es fuhren keine Autos. Bitte, liebes Universum, schicke mir eine Mitfahrgelegenheit! 20sek später sah ich am Ende der Straße ein galoppierendes, verrücktes Pferd ohne Reiter. Nicht so eine Art von PS, ein Auto will ich,kein Pferd! Es rannte direkt auf mich zu und kurz, bevor es mich erreichte, sprang es auf die andere Seite. Oh Mann! Ich lief bestimmt noch weitere 15min und hoffte, dass mich die anderen von hinten nicht einholten, sonst wäre ich wahrscheinlich doch wieder mitgefahren. Man weiß halt nie, ob noch ein Auto kommt, hier fahren alle Motorrad.
Aber ein Lieferwagen hielt an und ich konnte drinnen sitzen und mich nett unterhalten. Abends holte ich nochmal Eis für meine Hand und bestellte Pizza, schließlich war heute Pizzanight mit Steinofenpizza.
Die anderen vom Wasserfall Trip kamen später auch. Aber ich war echt nicht in Stimmung, meine Hand tat mir weh. Die Feuershow war noch echt cool und danach bin ich ins Bett.
Wie die Nächte davor konnte ich nicht gut schlafen,trotz Moskitonetz hatte ich irgendwie Stiche oder Bisse. Und irgend jemand leuchtete mir immer ins Gesicht, wenn jemand Pipi musste.
Um sechs stand ich auf. Die Rechnung war viel geringer als ich dachte, aber vielleicht hatte ich schon die Übernachtung bei Ankunft gezahlt und jetzt nur das Essen? Ich ging die finca bis zur Straße runter, was schon 10 Minuten waren und bis zur Kreuzung vor, die dann die Richtung zur Land-Brücke vorgab. Ich gab die Idee auf, dass hier sonntags ein Bus kommen würde. Ich stand da also und stand und ja, ich nehme es persönlich, wenn mich nicht gleich das erste Auto mitnimmt. Da stand ich nun. Bestimmt 45min. Und ein Laster nahm mich mit bis zum Ende der Land Brücke, also dem verbindenen Teil zwischen der einen und der anderen Vulkaninsel. Der hatte zuvor etwas mit rotem Sand geladen und das flog mir um die Ohren, alles, meine Rucksäcke, ich, waren komplett mit rotem Sand bedeckt. Na ja, wenigstens bin ich weiter, auch wenn ich wie ein Bauarbeiter aussah.
Dann sagten sie, hier käme ein Bus vorbei. Eine andere Frau wartete auch auf den Bus. Nach Auskunft der Menschen hier sollte der Bus in 1,5h kommen, oder so. Also 09:30.Und ich wusste, der Bus braucht um die 1,5h bis zur Fähre. Das heißt ich hätte erst die 12 Uhr Fähre bekommen und ich musste noch nach Costa Rica, sehr weit fahren! Und ich war immer noch auf dieser kleinen Insel.
Ich weiß nicht, wie viele Autos an uns vorbei fuhren. Viele. Ich dachte, na gut, der Bus kommt jetzt auch schon bald. Und dann nahm uns ein Pärchen hinten mit, die klebrige Dragonfruits geladen hatten.
Sie haben uns direkt bei der Fähre raus gelassen und ich konnte noch frühstücken und die 10 Uhr Fähre nehmen. Schnell ging es von Fähre nach Rivas mit dem Taxi und mit dem chicken bus zur Grenze. Dort musste man ewig lang laufen und dann der nächste Scheiß: auch für die Ausreise wollen die Nicaraguaner Dollar sehen, nur Dollar. Ich hab keine Dollar! Ja, ich soll wieder zurück(!) zu den Geldwechslern. Zurück, mit dem ganzen Gepäck, es war sooooo mühsam, jedes Mal den Rucksack aufzuschultern mit der kaputten Hand. Ich fragte die Kanadierin, die hinter mir anstand, ob sie mir Geld wechseln könnte. Ich würde ihr Córdobas geben. Sie sagte sie bräuchte kein Nicaragua Geld, sie reist nur noch nach Costa Rica. Als sie sah, dass es nur drei Dollar sind, schenkte sie mir das Geld und sagte, ich soll jemanden dafür zum Kaffee einladen. Klar, mach ich! Dann Gepäckscan, wieder laufen. Dort konnte ich dann aufs Klo, Geld abheben und das Bus ticket holen. Eine Stunde Zeit bis zur Abfahrt. Ich unterhielt mich noch nett mit einem Deutschen.
Fünf Stunden, dann kam 15 Minuten später der Bus, der nach La Fortuna fuhr. Essen, duschen, noch eine Ibu. Gute Nacht!
🤩🤩🤩Widzę Mayuś, że się rozkręcasz🤗🤗🤗